Unsere Bücherei im Wandel der Zeit
"Oft angegangen um gute Lesebücher" - so beginnt der Text der Gründungsurkunde unserer Bücherei. Der damalige Pfarrer Karl Umenhof konnte dem nicht entsprechen, weil keine Bücher da waren. Geld für eine Bücherei hatte er auch keines, hoffte er aber doch mittels Zuwendungen seine Idee verwirklichen zu können. Am 27.7.1924 verhandelte er mit dem Buchhändler Josef Habbel und bestellte die ganze "Habbelsche Volksbibiliothek", behielt sich jedoch eine Auslese vor. Am 3.4.1925 wurde die Bibliothek geliefert. Dieses Datum ist das Gründungsdatum unserer Bücherei. Die ersten drei Zeilen lauten:
Volksbibliothek Schweinheim .Begründet 3.4.1925. Umenhof Karl, Pfarrer
Die Volksbücherei befand sich im Pfarrhaus. Jedermann in Schweinheim konnte sie nutzen und die Leihgebühr betrug pro Woche und Buch 10 Pfennig. Mit der Leihgebühr trug er die Schulden ab.
1935 verzeichnete die Diktatur des Dritten Reiches einen massiven Eingriff in die Entwicklung der Büchereien. Der Gebrauch des Titels "Volksbücherei" wurde untersagt, sie wurden umbenannt in "Katholische Pfarrbücherei". Ein tiefer Eingriff in den Buchbestand verursachte die sogenannte Reichsliste vom 1.1.1941, auf Grund derer aus den Pfarrbüchereien alle Bücher entfernt und sichergestellt werden mussten, die nicht "katholisch, religiös erbaulich, religiös-kulturell und religiös-karitativen Inhalts" waren.
1948 schrieb der damalige Kaplan Franz an den St. Michaelsbund in München: "Das hiesige Pfarramt besaß bis zum 3. Reich bzw. bis zur Beschlagnahme durch die Gestapo eine Pfarrbibiliothek, die jetzt nur noch traurige Reste aufweist. Es soll aber eine Neue aufgebaut werden". Am 13.10.1948 wurde die Bücherei wieder zum Leben erweckt.
Die Betreuung der Bücherei übernahmen die Pfarrschwestern: Zuerst war Schwester Erna Kirchhof verantworlich, 1961 folgte ihr Schwester Hedwig Rauch, 1964 Schwester Dorothea Janocha, 1971 Schwester Rosa Schindler. Mit dem Büchereiumzug ins Gemeindezentrum änderte sich der Leitungsstil: Nicht die Pfarrschwester trug die Hauptverantwortung der Bücherei, sondern Ehrenamtliche übernahmen dies: Ab 1975 Hertha Kullmann und seit 1992 leitet Sigrid Sauer die Bücherei.
Von 1975 bis 1987 befand sich die Bücherei im Dachgeschoss des Gemeindezentrums, was sich wegen der vielen Treppen als nicht vorteilhaft herausstellte. 1987 zog die Bücherei in den "alten Kolpingraum" im Erdgeschoß. Am 28.3.1993 gab es wieder eine Raumänderung: Mit neuen, weißgrauen Regalen präsentierte sich die Bücherei nun in dem etwas größeren Raum über der Marienstraße und blieb dort bis zum September 2012. Die Wiedereröffnung war dann im Oktober 2012, ausgelagert - wegen Neubau des Gemeindehauses - in die Rosenstrasse 6. Seit 1.6.2014 ist die Bücherei wieder an "alter" Stelle zu finden.